Lou Andreas-Salomé: Rainer Maria Rilke

Rainer Maria Rilke ist nicht zu Unrecht der bekannteste Lyriker im deutschsprachigen Raum. Warum das so ist, versteht man nur, wenn man Werk und Leben gemeinsam betrachtet. Es gibt eine Menge Biografien und Erinnerungen an den Lyriker, alle sehr nah an seinem Leben, weil über kaum einen anderen so vieles dokumentiert ist – nicht zuletzt von ihm selbst in seinen Briefen.

Lou Andreas-Salomé: Rainer Maria Rilke
Severus Verlag 2012, Hardcover, 140 Seiten, EUR 24,50
ISBN: 978-86347-375-4

Sehr eindrucksvoll ist z.B. „Rilke und die Frauen. Biografie eines Liebenden“ von Haimo Schwilk, das einen tiefen Einblick vermittelt. Und doch, es ist ein Einblick von außen. Am tiefsten geht ein Büchlein von Lou Andreas-Salomé, seiner Seelengefährtin, „Rainer Maria Rilke“, nicht nur weil die Autorin ihm ein Leben lang nahe war, sondern auch, weil sie als erste weibliche Psychoanalytikerin einen untrüglichen Blick für die Tiefe und die Nöte dieses Ausnahmekünstlers hatte.

Sie war auch selbst Schriftstellerin, und allein diese Biografie wäre Weltliteratur, wenn – ja wenn sie nicht eine Frau wäre. So ist sie bekannt durch ihre Begegnungen mit Nietzsche, Rilke oder Freud, weniger als Psychoanalytikerin und noch weniger als eigenständige Schriftstellerin, Zeitzeugin und Philosophin. Und das ist ein Skandal! So soll diese Rezension zugleich eine Würdigung der Autorin sein.

Leben und Tod

Schon die Einleitung ist ein Meisterwerk, literarisch, psychologisch und menschlich. „Denn durch den Tod geschieht nicht bloß ein Unsichtbarwerden, sondern auch ein neues Insichtbarkeittreten; nicht nur wird hinweggeraubt, es wird auch auf eine nie erfahrene Weise hinzugetan.“ Lou Andreas-Salomé gewinnt dadurch eine neue Sicht auf den Verschiedenen. „Und wenig nur wissen wir zeitlebens davon, womit wir am Strahlendsten – so dass es zu leuchten nicht aufhören kann – verbunden sind. Geliebtes gibt es, das im Sarge ruhen bleibt, … und anderes gibt es, das jeglichem, was uns sich noch ereignen mag, lebendig antwortet, in Zwiesprache, als würde es selber daran immer erneute Wirklichkeit, weil sie das anrührt, was uns mit Tod und Leben ewig zusammenschließt.“

Damit sind wir mitten im Thema, das Rilke gelebt und erlitten hat. Von Jugend an bestand eine Bezogenheit zwischen dem Dichter und dem Tod – und genau dies war ihm Leben. Er meinte schon früh „mit dem Hinweis auf das Sterbliche nicht den Tod, sondern das Leben, ihm war Poesie diejenige Wirklichkeit, worin beides eins ist.“ Ein Dichterleben lang ging es ihm um das Eine, „das not tut“, und das nicht in zweierlei auseinanderfällt. Und doch lebte und litt er in dieser Unvereinbarkeit des ersehnten Einen mit dem Äußeren der Körperlichkeit, die „auf keinerlei Weise sich restlos ins innige und innerliche Erlebnis aufheben lässt“.

Ein frühes Gedicht drückt diese Doppelsinnigkeit aus:

„Ich stehe im Finstern und wie erblindet,

weil sich zu dir mein Blick nicht mehr findet.

Der Tage irres Gedränge ist

Ein Vorhang mir nur, dahinter du bist.

Ich starre darauf hin, ob er sich nicht hebt,

der Vorhang, dahinter mein Leben lebt,

meines Lebens Gehalt, meines Lebens Gebot –

und doch: mein Tod – “.

Die Kunst und die Liebe

Die wohl wichtigste Facette dieses Gegensatzes in Rilkes Leben: Er erlebt seine Kunst als geistige Zeugung, die auf immer in Konkurrenz zur partnerschaftlichen Liebe steht. Ein Schlüsselerlebnis ist ihm die Begegnung mit dem Bildhauer Auguste Rodin, von dem er das unbändige ins Werk Setzen übernimmt. Dieser Harmonie steht eine Dissonanz gegenüber: Für Rodin sind Kunst, Leben und Lieben eins, für Rilke stehen sie, trotz ersehnter Einheit, in Konkurrenz. Letztlich muss er sein Leben und Lieben immer wieder opfern, um schaffen zu können. Die Eindeutigkeit und Einheitlichkeit, nach der er sich sehnte, ging immer über alles Konkrete hinaus.

Rilke fühlte schon in seiner Jugend, er habe eine weibliche Seele (was ganz der Anima C.G. Jungs entspricht), und er war seiner Seele, seinem Unbewussten, seiner Anima näher als jeder andere. Daher seine Einfühlsamkeit, seine Verletzlichkeit, aber auch seine Unbeirrbarkeit. Lou war seine große Seelengefährtin, die sie auch nach ihrer Trennung bis an sein Lebensende blieb. Rilke verliebte sich oft, und trennte sich immer sehr bald. Frauen waren die Inspiration, die er brauchte, wie die Luft zum Atmen, doch eine bleibende Beziehung war ihm nicht möglich.

Und er, der so oft Ratlose, Unsichere, Deprimierte, erschien vielen als Berater, Helfer und Vorbild. Das war, so Lou, „weil, noch aus den Löchern und Fetzen seiner eigenen Zerrissenheit, ein innere Grandiosität sich entblößte, die ermutigte und hinriss“.

Vergebliche Suche nach Heimat

Die Künstlergemeinschaft in Worpswede, war ein Versuch, heimatlich zu werden. Dort lernte er die Malerin Paula Becker-Modersohn kennen, und die Bildhauerin Clara Westhoff, die er heiratete und mit der er eine Tochter hatte. Der Versuch, Haus und Familie zu gründen, misslang (auch finanziell) nach kürzester Zeit. Die beiden zogen nach Paris, die Tochter blieb bei den Schwiegereltern. Er knüpfte Beziehungen zu adeligen Gönnerinnen, lebte in deren Schlössern und wanderte von einem Ort zum anderen. Nie wurde er wirklich sesshaft. Heimatlich fühlte er sich in Russland, wohin er zweimal mit Lou, die aus Russland stammte, reiste.

Was ihn immer wieder, aus allen Lebenssituationen herausriss, war die Angst, nicht künstlerisch tätig werden zu können – ein Ringen um seine eigene Berufung. An Lou schrieb er: „Was war mir mein Haus anderes als eine Fremde, … und was sind mir die nahen Menschen mehr als ein Besuch, der nicht gehen will. Wie verliere ich mich jedesmal, wenn ich ihnen etwas sein will; wie gehe ich von mir fort und kann zu ihnen nicht kommen…“ Aber dieses Unvermögen ist gleichzeitig eine Begabung: Diese Spannung, so Lou, „machte ihn wissend, machte ihn auch einfühlend in die zartesten menschlichen Ansprüche, wie keinen anderen“. Was ihn – der rein äußerlich das Gegenteil des Womanizers war – für Frauen so attraktiv machte. Doch durfte keine bei ihm sesshaft werden.

Bis zum Innersten

Aus Duino schreib Rilke 1911: „Es ist das Furchtbare an der Kunst, dass sie, je weiter man in ihr kommt, desto mehr zum Äußersten, fast Unmöglichen verpflichtet.“ Seine Kunst lag nicht im Machen, sondern in der Bereitschaft. „Er kannte sie von der produktiven Stunde her, der nicht zu befehlen möglich, aber zu gehorchen notwendig ist.“ „Was ihm von der Stirn strahlte, auch dann noch, wenn er am Boden lag, war dies: nie gab es jemanden, der heiligere Sorgen hatte als er.“

Rilke war selbst bis zum äußersten widersprüchlich, pendelte zwischen dem Beschwingten und dem Erloschenen, von ihm und Lou als „Rainer“ und „der Andere“ betitelt. Und als er Lou später dann doch einheitlicher erschien, antwortete er stockend: „Ja, eindeutig – ; bin eben – der ‚Andere‘.“

Immer mehr wandte er sich dem Innersten zu, wohin ihm nur schwer jemand folgen konnte. Er hatte damit Erfolg, „aber tatsächlich hörbar geworden nur für die, welche Erlebnisse von gleicher Mächtigkeit und Tiefe, unerlöst und wartend, mit sich herumtrugen“. Was er auf Schloss Duino begonnen hatte, vollendete er erst nach zehnjähriger Pause in seiner späten Heimat, dem Schloss Muzot in der Schweiz. „Nur schützende Wände suchte er noch, die sich herumstellen sollten um das erwartete Ereignis, – das allein wichtige, allein wirkliche.“

Mit „Gott“ und den „Engeln“

Im Stundenbuch war ihm Gott noch ansprechbar. Wobei „Gott“ für ihn die Namengebung für das Allereinheitlichste war. In den Elegien wird er ihm das alle Gegensätze Umgreifende, das Nächte und Fernste:

„Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch gerade ertragen,

und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, uns zu zerstören.

(Erste der Duineser Elegien)

In Rilkes Engeln taucht ein nicht-menschliches Ideal auf: „Was wir träumen könnten, zu sein, das sind sie…“ An ihnen wird das Irdische nichtig, und die Nicht-Zugehörigkeit wird Rilke immer mehr zur Qual. Diesen Zwiespalt beschreibt Lou: „Dass dieses Höllische sich auftun konnte, hängt eng zusammen mit der Vollendung der Engelseligkeit, mit der überzeugenden Drastik, die ihrer Wirklichkeit zukommt, nach dem Gesetz, wonach der Gipfel den Abgrund erkennen lässt und das Licht sich bewährt am Schlagschatten.“ Seine Kunst erscheint aber auch geradezu als ein Hereinnehmen des Engelhaften ins Irdische. Aus dem Abgrund wird Dynamik des Irdischen: „Was, wenn Verwandlung nicht, ist dein drängender Auftrag?“

Diese äußersten Gegensätze in ersehnter Einheit darzustellen, war ihm in seiner Kunst eingegeben. Im konkreten Leben focht der einen Kampf, immer wieder in Angst und Qual versinkend. Wer in solche Tiefen reicht und sich nach allerhöchster Einheit sehnt, der muss an beidem vergehn: „so konnte nur ein Geopfertwerden an ihm stattfinden, ein Ausgeslöschtwerden, als bloßen Hindernisses der riesigen Seinseinheit, nach der allein er sich streckte“.

Rainer Maria Rilke und Lou Andreas Salomé

Bilder des Unbewussten

C.G. Jungs Gestaltungen, Zeichnungen und Skulpturen

Sozusagen „das kleine Rote Buch“, enthält dieser Band Bilder aus dem Roten Buch, aber auch frühe Arbeiten, die noch nie veröffentlicht wurden. Jung selbst hat sich nie als Künstler verstanden und bei den wenigen Bilder, die er für Illustrationen seiner Bücher beigesteuert hat, seine Urheberschaft nicht erwähnt. So war sein künstlerisches Schaffen nur wenigen in seiner unmittelbaren Umgebung vertraut.

1975 ehrte die Stadt Zürich Jung mit einer biografischen Ausstellung, in der auch vier Bilder sowie Fotos von Steinarbeiten gezeigt wurden. Hier wurde erstmals die Bandbreite seines Schaffens angedeutet. Erst als 2009 das Rote Buch veröffentlich wurde, stieg das Interesse am künstlerischen Schaffen dieses so kreativen Menschen. Es folgten Ausstellungen mit dem Original des Roten Buches in den USA und Europa, unter anderem der Kunst-biennale Venedig 2013.

Jung genoss keine künstlerische Ausbildung, sondern scheint sich alles autodidaktisch angeeignet zu haben. Grundlage ist wohl sein enormes Interesse an Gestaltungen der Psyche, die er auch mit seiner Aktiven Imagination bei sich und seinen Klienten anregte. So bilden seine beruf-liche und künstlerische Tätigkeit eine Einheit, wobei ihn die symbolische Bedeutung mehr interessierte als die Ästhetik. Jung verfügte aber über ein breites Wissen über bildende Kunst, besuchte Ausstellungen in Zürich und New York, besuchte kunsthistorisch interessante Orte, und er besaß eine reichhaltige Sammlung von Objekten, Bildern und Kunstgegenständen. Außerdem war er mit KünstlerInnen aus aller Welt persönlich bekannt. Seine Einstellung zur modernen Kunst war ambivalent. In der Abstraktion moderner Künstler sah er die gleichen Tendenzen wie bei seinen Klienten. Vom Symbolismus war er naturgemäß eher angezogen.

Seine eigenen frühen Bilder (bis etwa 1908) zeigen als Motive Burgen, Landschaften, Seen und Häuser. Etwa 1915 – 1928 gestaltete er seine „inneren Bilder“ und teils bemalten Skulpturen als Auseinandersetzung mit dem Unbewussten – in einer Zeit, in der er seine Aktive Imagination ent-wickelte. Das umfangreichste Werk aus dieser Zeit ist das Rote Buch. Eine eigene Phase war die Gestaltung des Turmes in Bollingen am Zürichsee, den er als dreidimensionales Mandala auslegte.

Immer steht sein künstlerisches Schaffen in enger Verbindung zur wissenschaftlichen Tätigkeit. 1913 begann Jung sein Selbstexperiment der Auseinandersetzung mit dem eigenen Unbewussten, das sich im Roten Buch niederschlug. In dieser Zeit formulierte er die Hypothese des kollektiven Unbewussten und der Archetypen, die – selbst unanschaulich – sich in archetypischen Vorstellungen und Bildern in Träumen und Fantasien niederschlagen. Sein Interesse galt der Alchemie, der Gnosis, der griechischen Antike und der Ägyptischen Mythologie, ebenso wie der asiatischen Kultur in Yoga, Buddhismus und Daoismus. Schon seine frühen Burgen hatten Mandala-Charakter, seine KlientInnen (und er selbst) malten spontan Mandalas, und er fand sie wieder in den asiatischen Kulturen.

In der Schule hatte man ihm jegliches Talent abgesprochen, die Technik war ihm auch nicht wesentlich, die eignete er sich später autodidaktisch an. Er wusste aber, „dass es im Wesentlichen von meinem Gefühl abhing. Ich konnte nämlich nur das zeichnen, was meine Fantasie beschäftigte.“ Malen und Gestalten war ihm etwas Existenzielles. Im selben Kontext muss Jung als Sammler gesehen werden. Immer ging es um Symbolik und Mythologie der äußeren und inneren Welt. Zeit seines Lebens suchte er nach empirischem Material, um das eigene Erleben und das seiner KlientInnen zu belegen.

Das Buch gibt einen Überblick über Jungs frühe Bilder von Burgen und Landschaften, seine Malweisen und Techniken, seine Farbkonzepte, seine Arbeitsweise im Roten Buch sowie seine Mandala-Zeichnungen. Es stellt das Schaffen eines kreativen Geistes vor, dessen Kreativität sich in seinem Zugang zu seinem eigenen Inneren – wo er Pionierarbeit leistete – ebenso wie in seinem künstlerischen Gestalten, und da wiederum in Zeichnungen, Malereien und Skulpturen bis hin zum Turm in Bollingen. In allen Bereichen zeigt sich sein Blick über den Tellerrand, der nicht nur in Nachbarbezirke reichte, sondern weltumspannend war.

C.G. Jung

Bilder des Unbewussten

Gestaltungen, Zeichnungen und Skulpturen

Edition C.G. Jung 2020, Herausgegeben von der Stiftung der Werke von C.G. Jung. Hardcover, 24 x 28 cm, 272 Seiten, ca. 260 vierfärbige und 20 s/w Abb. EUR 58,00 [D], EUR 59,70 [A] ISBN 978-3-8436-1226-5

Kat.-Nr. 28. Wald mit Weiher, 1902, Aquarell auf Papier, 14 × 21 cm. Beschriftung (verso): 2.XII.1902. Eine Reminiszenz aus dem besseren Leben. Es ist zwar wüst gesalbt, aber ut desint vires, tamen est laudanda voluntas [Es ist zwar schlecht ausgeführt, aber auch wenn die Kräfte fehlen, ist die Absicht dennoch zu loben]. © Stiftung der Werke von C. G. Jung, Zürich
Kat.-Nr. 63. „Der kunstvoll geschlungene Knoten“, 1917. Gouache und Goldbronze auf Karton, 37 × 31,5 cm. Beschriftung: Jung Dez. 1917. © Stiftung der Werke von C. G. Jung, Zürich
Rotes Buch, fol i © Stiftung der Werke von C. G. Jung, Zürich

Rilkes Dialog mit Buddha

Rainer Maria Rilke hat drei Buddha-Gedichte geschrieben – und Karl-Josef Kuschel ein Buch dazu veröffentlichet, das jetzt in einer Neuauflage erschienen ist. Das Besondere an diesem Dialog ist, dass Rilke den Buddhismus gar nicht kannte, sondern im Dialog mit einer Buddha-Statue seinen eigenen Weg, seine eigene Spiritualität verdichtete.

Im vorliegenden Buch geht es nicht nur um die drei Gedichte, sondern um einen Dialog, den Rilke mit dem Prinzip Buddha führte, der in diesen Gedichten kulminierte. Dahinter steht ein Lebensweg Rilkes, weg von der bigotten katholischen Frömmigkeit seiner Mutter, weg von einer Gott vereinnahmenden Religiosität, aber auch weg vom Trubel der Großstädte, insbesondere Paris. Dazu Begegnungen mit Künstlern, insbesondere Auguste Rodin, in dessen Garten er einer Buddha-Statue begegnet und einen Dialog beginnt.

Das alles vor dem Hintergrund einer Zeit, die sich mit dem Buddhismus zu beschäftigen beginnt: Artur Schopenhauer, der seinen Pessimismus in den Buddhismus hineinprojiziert, und Friedrich Nietzsche, der den Buddhismus als Nihilismus fehlinterpretiert, Karl Eugen Neumann, der Übersetzer und Brückenbauer, der „Die innere Verwandtschaft buddhistischer und christlicher Lehren“, nämlich Meister Eckhart, beschrieb. Schriftsteller wie Hugo von Hofmannsthal, Stefan Zweig und insbesondere Hermann Hesse beschäftigten sich mit dem Thema.

Und Rilke? Er schrieb seine Buddha-Gedichte noch bevor er mit der Lehre des Buddha in Berührung kam, die ihn auch gar nicht interessierte. Zwar schickte ihm seine Frau „Die Reden des Buddha“, doch Rilke warf nur einen Blick hinein und hielt sich zurück. Da hatte er die drei Gedichte schon geschrieben. Daher bedankte er sich in seinem Brief: „Ich weiß, was ich empfing.“

Eine gewisse Rolle spielten auch die Weltausstellungen in Chicago 1893 und Paris 1900. Chicago stand im Zeichen der Brüderlichkeit der Religionen in Form eines „Parlaments der Religionen der Welt“. Paris dagegen im Zeichen der Technikverherrlichung und des Prahlens der europäischen Kolonialmächte. Im Holländisch-Indischen Pavillon wurden in einem „Tempel“ Buddha-Statuen aus dem Borobodur gezeigt, von denen offenbar sechs ihren Weg zu Auguste Rodin fanden. Es gibt Bilder von fünf Statuen in der Halle, in der Rodin arbeitete, und einen im Garten, direkt vor dem Fenster des Häuschens, in dem Rilke damals wohnte.

Um diese Buddha-Statue kreisen die Gedanken und Empfindungen Rilkes, die zu seinen Gedichten führten. Zunächst war es der Kontrast zur schrillen Großstadt Paris, die Rilke mehr als unangenehm war. Zum anderen war es ein Kontrast zur Religiosität seiner und früherer Zeiten, die Gott gebrauchen und domestizieren, beschrieben im Gedicht „Gott im Mittelalter“:

„und sie hängten schließlich wie Gewichte (zu verhindern seine Himmelfahrt)“

Rilke hat die „Religiosität“ seiner Mutter längst hinter sich gelassen, kritisiert auch nicht wie Nietzsche die Religionen, sondern den üblichen Umgang mit „Gott“. So geht es ihm auch nicht darum, Buddhist zu werden – wie gesagt, kennt er die Lehre gar nicht und ist auch nicht daran interessiert – ihm geht es nur darum, was diese Buddha-Statue ausstrahlt und was sie in ihm auslöst. Nicht Buddhist, sondern Buddha zu werden, ist das Ziel. Die Schweigsamkeit ist es, die Rilke anspricht, nicht weil der Buddha „nichts zu sagen hätte, sondern weil er Menschen auf ihren eigenen Weg schickt“, so Kuschel. Der Buddha ist für Rilke das Ideal menschlicher Vollkommenheit, die ins Kosmische reicht, „Zentrum der Welt“, „Mitte aller Mitten“.

Rilke hat in diesem Buddha sein Ideal von Religiosität gefunden, nicht um Verehrung Gottes geht es, sondern um ein Mensch-Werden. Rilke hat seinen eigenen Weg gefunden, dazu brauchte er keine Lehre mehr. Er braucht nicht Buddhist zu werden – und ist eben damit buddhistischer als alles “Buddhistische“ seiner – und erst recht der heutigen – Zeit.

Ein wirklich lesenswertes Buch, nicht nur über die drei Buddha-Gedichte, sondern auch der Verortung im Leben Rilkes und im Kontext seiner Zeit. Darüber hinaus erfährt man vieles über die Begegnungen Rilkes mit anderen Künstlern und Schriftstellern, mit Frauen (Künstlerinnen und Mäzeninnen), und seine eigene Einstellung als Künstler, die sich wesentlich auch in der Begegnung mit Auguste Rodin geformt hat. Und letztlich ist es ein Buch über die Spiritualität Rilkes.

Karl-Josef Kuschel

Als ob er horchte

Rainer Maria Rilkes Dialog mit Buddha

Patmos Verlag 2020, Hardcover mit Schutzumschlag, 208 Seiten, SW-Fotografien

ISBN 978-3-8436-1252-4

EUR 22,00 (D) / EUR 22,70 (A)

Immer wieder neu beginnen

Das Leben ist immer bedroht. Wie gehen wir damit um? Im neuen Buch von Verena Kast, der Neuauflage von „Zuversicht. Wege aus der Resignation“, geht es um „Die kreative Kraft von Hoffnung und Zuversicht“ – ein hochaktuelles Thema, das zum Nachdenken anregt.

Die Zukunft ist prinzipiell offen, daher ist die Frage so wichtig, wie wir damit umgehen. Immer wieder im Leben stehen wir vor einem Neuanfang, dem „wohnt ein Zauber inne“, wie Hermann Hesse schreibt, es kann aber auch Angst mitschwingen. Der Zauber besteht in der Faszination vor dem Neuen, auch vor dem (noch) Fremden. Die Angst hält uns davor zurück, besser nichts riskieren. Für das Neue offen zu sein, setzt Vertrauen voraus, die Angst ist meist mit Misstrauen verbunden.

Das Urvertrauen entsteht in den ersten Lebensmonaten und -Jahren. Daher geht es nicht nur um die Zukunft, sondern auch um die Vergangenheit. Als Mensch sind wir immer auch abhängig. Besonders am Beginn des Lebens, wo der Säugling einfach vertrauen muss, weil er gar keine andere Wahl hat. Selbst dann, wenn seine Bezugsperson(en) gar nicht vertrauenswürdig sind. Wird dieses Vertrauen enttäuscht, wird das ganze Leben von Misstrauen geprägt sein. Hinter dem Vertrauen steht die Hoffnung, hinter dem Misstrauen steht die Angst.

Es geht also um Beziehung(en), um einen weiblichen Raum des Vertrauens. In diesem Raum können sichere Bindungen entstehen – die heute so sehr vernachlässigt werden. Zu diesem „Mutterraum“ gehört nicht nur die Mutter, sondern auch die Umwelt, die Natur und die Interaktion in der Welt. So wie die ersten Beziehungen sind, so werden sie im Leben auf andere Menschen und Beziehungen übertragen.

Vertrauen und Angst können auch gemeinsam – in unterschiedlicher Gewichtung – auftreten, auch nacheinander in verschiedenen Situationen. Immer wieder stehen wir vor einem Neubeginn. Alles Leben ist widersprüchlich (Platon, Hegel), daher kann es durchaus passieren, dass Hoffnungslosigkeit in Vertrauen, Verzweiflung in neue Hoffnung umschlägt, und gar nicht klar ist, woher und wie das kommt.

Verena Kast, renommierte Jung’sche Analytikerin und Psychotherapeutin,  geht davon aus, dass die menschliche Entwicklung eine Entwicklung zu mehr Mündigkeit, zu mehr Autonomie ist, die auch in Beziehungen nicht verloren, sondern gewonnen werden sollte. Das bedingt aber die Ablösung von den Eltern- und Autoritätskomplexen, von Komplexen überhaupt, „um wirklich ein Original zu werden und nicht eine Kopie der Eltern zu bleiben…“ Es gilt, immer mehr die zu werden, die wir eigentlich sind. Diese Entwicklung nannte Jung Individuation. Die Beziehung zum Selbst und zum Mitmenschen stehen dabei in engem Zusammenhang, bedingen einander – genauso wie Autonomie und Beziehungsfähigkeit.

Sehr verständlich wird die Terminologie C.G. Jungs erklärt: Ichkomplex, Schatten, Anima/us, Selbst, die Vereinigung der Gegensätze, Ganzheit, der/die Alte Weise, das göttliche Kind – der Individuationsprozess und die Geburt von neuen Lebensmöglichkeiten. Auch das Thema der Märchen wird angeschnitten, aus deren Sicht Probleme dann entstehen, wenn das Leben einseitig gelebt wird, Möglichkeiten nicht einbezogen oder bestimmte Aspekte vernachlässigt werden. Die gilt es dann ins Leben hereinzuholen.

Dieses lesenswerte Buch enthält eine Fülle von Gedanken, Anregungen und Fallbeispielen aus der Praxis der Psychotherapie. Es ist verständlich geschrieben und erfordert keinerlei Vorbildung. Wer mit dem Thema schon vertraut ist, wird zum Weiterdenken animiert.

Verena Kast

Immer wieder neu beginnen

Die kreative Kraft on Hoffnung und Zuversicht

Patmos Verlag 2020, Hardcover 136 Seiten

ISBN 978-3-8436-1280-7

EUR 15,00 / A 15,50

Thema Ernährung!

Wie das Immunsystem funktionieren sollte

Wir wissen heute, dass ein gesunder Lebensstil die beste Vorbeugung gegen viele Erkrankungen ist, vor allem diejenigen, die wir als Zivilisationskrankheiten bezeichnen. Das reicht vom Diabetes mellitus (Zucker) über Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Krebs.

Dass die Ernährung, neben ausreichender Bewegung und Stressabbau, der wichtigste Gesundheitsfaktor ist, muss man heute niemand mehr erklären. Die Medien überschlagen sich darin, über gesunde Ernährung zu berichten. Aber was einfach klingt, ist in der Praxis oft nicht so einfach. Bekannt ist inzwischen auch, dass die je nach wechselnder Mode empfohlenen „Diäten“ so gut wie nicht helfen.

Wie könnte man mit einer einfachen Maßnahme viel erreichen?

Die Älteren unter uns werden sich noch an die Zeiten erinnern, als Fett generell verteufelt wurde. Heute wissen wir, dass Fett auch seine guten Seiten hat und bestimmte Fette sogar für den Organismus notwendig sind – nämlich die mehrfach ungesättigten Fettsäuren. In dieser Gruppe gibt es die essentiellen Fettsäuren, d.h. dass der Körper sie nicht selbst produzieren kann, sondern sie mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Und damit beginnt ein essentielles Problem.

Denn jeder hat die Empfehlung im Ohr: Essen Sie ein- bis zweimal pro Woche Fisch. Der enthält nämlich die wichtigen Omega 3 Fettsäuren. Allerdings kann niemand so viel Fisch essen, wir er/sie Omega 3 braucht. Besonders benachteiligt sind Veganer, die auch den Fisch verabscheuen. Denn außerhalb des Meeres enthalten nur Leinsamen (Leinöl!), Walnüsse und Avocados Omega 3 – und nichts sonst.

Aber warum ist das so wichtig?

Genau genommen geht es um das Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3, das für ein funktionierendes Immunsystem lebensnotwendig ist. Omega 6 Fettsäuren sind fast in allen Nahrungsmitteln enthalten. Sie sind für Entzündungsreaktionen verantwortlich, d.h. für die Bekämpfung von Krankheitskeimen. Entzündung ist eine Abwehrreaktion des Körpers gegen unerwünschte Bakterien, Viren usw. Und Omega 3 Fettsäuren sind dafür zuständig, nach getaner Arbeit – also nach erfolgreichem Entzündungsgeschehen – diese Entzündung wieder zu bremsen. Für unser Immunsystem ist Omega 6 sozusagen das Gaspedal und Omega 3 die Bremse. Bekanntlich ist es gefährlich, ohne oder mit defekter Bremse zu fahren.

Aus anderer perspektive brauchen wir Omega 3 für das Gehirn und für die Zellen im Körper. Verschiedene Botenstoffe im Gehirn bestehen zu einem großen Teil aus Omega 3 Fettsäuren, und – noch wichtiger – Omega 3 ist für die Durchlässigkeit der Zellmembran zuständig. Fehlt Omega 3, können sich die Billionen Zellen im Körper nicht richtig ernähren und ihre Schlacken nicht nach außen transportieren.

Was also bedeutet zu wenig Omega 3?

Wie gesagt, Omega 6 haben wir alle ausreichend in uns, Omega 3 leider nicht. Das heißt, dass wir die zur Krankheitsbekämpfung notwendigen Entzündungen nicht ausreichend bremsen können, weil das dazu nötige Omega 3 fehlt. Das bedeutet aber nichts anderes als ständige unterschwellige Entzündung im Körper. Diese chronische Entzündung ist an allen sogenannten Zivilisationskrankheiten, aber z.B. auch an Autoimmunerkrankungen beteiligt. Ausreichend Omega 3 ist daher eine fundamentale Vorbeugung gegen Diabetes, erhöhtes Cholesterin, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Autoimmunerkrankungen usw. – und das mit einem ganz einfachen Mittel.

Das richtige Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3

Laut WHO und ärztlichen Empfehlungen sollten wir Omega 6 und Omega 3 im Verhältnis von etwa 4 : 1 oder besser 3 : 1 in uns haben, was aber heutzutage aus den genannten Gründen kaum jemand schafft. Auch das wissen viele und nehmen daher Omega 3 als Nahrungsergänzungsmittel. Mit den herkömmlichen Produkten kann man das Verhältnis auch tatsächlich verbessern, kommt allerdings noch nicht in den empfohlenen Bereich. Umfangreiche Tests haben ergeben, dass damit nur ein Verhältnis von etwa 7 : 1 zu erreichen ist. Das ist schon besser als der europäische Schnitt von 15 : 1 bis 25 : 1 – manche haben sogar bis zu 80 : 1 und mehr.

Wie ein gesundes Verhältnis zu erreichen ist

Es gibt aber ein Produkt, mit dem ein Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3 von 3 : 1 oder besser zu erreichen ist. Nicht als Werbeversprechen, sondern es wird mit einem Test vertrieben, mit dem man den Ausgangswert und das erreichte Ziel nach vier Monaten Einnahme messen kann. Wer im ersten Test 3 : 1 aufweist, bekommt sein Geld zurück, denn dann braucht er/sie das Produkt nicht. Dieses ist nur im Direktvertrieb – ohne Handel und Großhandel – zu erhalten.

Es ist die beste und einfachste Methode, mit einem einzigen Produkt (es gibt auch eine vegane Version, hergestellt aus Algen) sein Immunsystem auf Vordermann/frau zu bringen und chronische Entzündungen im Körper zu vermeiden. Und das ist der beste Schutz vor den zu nehmenden ZUivilisationserkrankungen.

Info:    https://www.zinzino.com/2006946694

r.harsieber@gmail.com

Tausendundeine Nacht

Die Märchen aus Tausendundeiner Nacht prägten über Jahrhunderte das Orientbild des Westens. Dichter, Denker und Künstler beschäftigten sich gleichermaßen mit den faszinierenden Erzählungen. Dadurch ist dieses exotische Werk der arabischen Welt auch Teil der westlichen Kultur geworden.

Tausendundeine Nacht, wbg Edition 2019

Worum es geht, ist bekannt. König Schahriyar nimmt, von seiner Gemahlin betrogen, am weiblichen Geschlecht Rache, indem er jeden Tag eine Jungfrau heiratet und sie am Morgen töten lässt. Die schöne und kluge Tochter seines Großwesirs, Schahrazâd, will diesen Bann brechen und erzählt in tausendundeiner Nacht um ihr Leben. Sie fasziniert ihn mit ihren Märchen, Geschichten, Abenteuern, so dass er das Töten immer wieder hinausschiebt, um die Fortsetzung am nächsten Tag zu erleben.

Die Erzählungen sind sehr alt, und ihre Entstehung bleibt im Dunkeln. Teile davon sind indischen Ursprungs, andere stammen aus dem vorislamischen Iran, viele spielen in Bagdad, und manches stammt aus Ägypten. Die Sammlung basiert auf mündlicher Überlieferung, sie wuchs und änderte sich dadurch fortwährend. Es ist lebendiges Erzählgut, daran änderten auch schriftliche Aufzeichnungen nichts, davon zeugen unzählige Versionen.

In Europa sind Teile der Sammlung ab 1400 bekannt. Mit der ersten umfangreichen Ausgabe des französischen Orientalisten Antoine Galland Anfang des 18. Jahrhunderts begann dann der Siegeszug von Tausendundeiner Nacht im Westen. Es folgten unzählige Ausgaben und Übersetzungen, mit und ohne die Wiedergabe freizügiger Liebesgedichte und blumig-orientalischer Erotik.  

Das Juwel

Nun gibt es eine faszinierende Neuausgabe der Märchen aus 1001 Nacht als Prachtband: Hardcover in Leinen mit goldverzierter Kassette und Goldprägung. Ein reich illustriertes Märchenbuch mit 450 farbigen Abbildungen: arabische, indische und persische Miniaturen neben Malereien europäischer Großmeister wie Klimt, Moreau, Rackham, Nielsen, Beardsley und Doré.

Soweit die Eckdaten. Mit diesem Werk ist es möglich, in eine andere Welt einzutauchen, unser eingeborenes Weltbild zu verlassen und sich mit einer anderen Sprache vertraut zu machen. Wobei mit Sprache nicht Arabisch oder die deutsche Übersetzung gemeint ist, sondern die reiche Bildersprache des Orients. Wir verlassen die (un)sichere Welt der Fakten und begeben uns in eine Welt, in der alles Fantasie ist, nichts feststeht, alles in Fluss ist, sich ständig wandelt. Selbst das vorliegende Buch ist Momentaufnahme – wenn auch ein Markstein – einer sich ständig verändernden und weiter wandelnden Erzähltradition.

Es ist ein Märchenbuch für Erwachsene, es ist Kulturgeschichte und Geschichte der Begegnung zwischen Ost und West, es ist ein prachtvoller Kunstband – und wenn man so will, auch ein philosophisches Werk, weil es dazu anregt, das eigene Weltbild zu hinterfragen. Gibt es das, was wir als Fakten bezeichnen? Oder sind das nur Momentaufnahmen, die wir eigentlich auch nicht festhalten können? Ist es nicht die Fantasie, die uns am Leben erhält und die Realität verlebendigt? Braucht es nicht einen neuen Zugang zur Innenwelt? Wäre es nicht wichtiger, uns mit Leibniz, Goethe und C.G. Jung zu beschäftigen, statt uns hinter der klassischen Physik des 19. Jahrhunderts zu verschanzen? Wäre die Beschäftigung mit Märchen – auch den westlichen – nicht oft zielführender als die Beschäftigung mit der rauen, isolierten und isolierenden Außenwelt? Und ist diese nicht letztlich ein Spiegelbild der inneren Welt, die wir verdrängen und verleugnen?

Hat unser Bild des Nahen Ostens mit der aktuellen terroristischen Konnotation wirklich etwas mit der dortigen Kultur zu tun? Wird in den Städten und im Wüstensand, aber auch in unseren Köpfen, diese Kultur nicht aktuell zerstört? Was tragen wir durch unsere Fremdenfeindlichkeit – die das Fremde in der eigenen Psyche verdrängt und auf Feindbilder projiziert – zu dieser Zerstörung bei? Warum lassen wir uns unser Bild dieser Kultur und Religion von Terroristen aufzwingen? Sind wir noch zu eigenem Denken fähig? Oder lassen wir uns unsere „Meinung“ von der Gratis- und Billigpresse vorkauen?

Die Nächte zu lesen, bedeutet, die verwunschene Pforte zum Paradies eines ganzen Kulturkreises zu öffnen“, heißt es in der Einleitung von Margaret Sironval. Es kann aber auch die Pforte zur Fantasie und zur (eigenen) Innenwelt sein, zu einer neuen Sicht von Ost und West, und zu einem fließenden, dynamischen Weltbild, das unser statisches Weltbild auflockern kann.

© RH

Tausendundeine Nacht

In Zusammenarbeit mit Margaret Sironval. 496 Seiten mit 450 farb. Abb., 25,5 x 32 cm, Fadenh., Luxusedition in Kassette mit Leinenbezug und Goldprägung. wbg Edition 2019

Eros und Mystik

Zwei Begriffe, die man nicht so oft in einem Atemzug erwähnt, und doch gehören sie untrennbar zusammen. Die erotische Dimension des Menschlichen ist ein zentrales Medium religiöser Sprache. Berninis Skulptur von der gottverliebten Teresa von Avila zeigt dies deutlich. „O du ruhender Gott an meinen Brüsten“, betete etwa Mechthild von Magdeburg.

Teresa von Ávila in mystischer Verzückung, Skulptur von Giovanni Lorenzo Bernini (1598-1680) in der Karmeliterkirche Santa Maria della Vittoria, Rom

CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2953498

Frankfurt, 28. November 2019. Im Haus am Dom hält der Theologe Gotthard Fuchs, Experte für Mystik und interreligiösen Dialog, einen Vortrag über „Eros und Mystik“. Als Eingangszitat wählt er Ingeborg Bachmann: „In allem ist immer zu wenig.“ Um verständlich zu machen, worum es geht, zitiert Fuchs im selben Zusammenhang einen Spruch der alten Römer: „Post koitum ist der Mensch deprimiert.“ Der Orgasmus ist das Äußerste, das auch ein einfacher Mensch erleben kann, aber er lässt ihn immer etwas ratlos zurück. Vor allem, weil er nicht von Dauer ist und sein kann.

Man kann dem ein anderes Eingangszitat des Vortragenden gegenüberstellen, nämlich Nietzsche: „Wo Sehnsucht und Verzweiflung sich paaren, da entsteht die Mystik.“ Damit ist durchaus das sehnsüchtige Begehren gemeint, dem sich nur zu oft die Verzweiflung beigesellt, aber aus dieser verzweifelten Spannung kann Mystik entstehen. Mystik, wie sie hier gemeint ist, ist nicht weltabgewandt, im Gegenteil, sie entsteht und steht mitten im Leben.

Erotik, Mythos und Religion

Eros und Sex sind das wohl Ambivalenteste, das der Mensch erleben kann. Dementsprechend oszilliert die Einstellung dazu zwischen Vergöttlichung und Verteufelung. Dass die Kirche die längste Zeit Eros und Sex verteufelt hat, wirft auch der Theologe ihr vor. Sie hat damit unsägliches Leid über die Welt gebracht. Während das Alte Testament voller Erotik ist, man denke nur an das Hohe Lied mit seinen sexuellen Anspielungen, ist im NT nichts mehr davon zu finden. „Das Neue Testament meidet den Eros wie die Pest“, so Fuchs. Warum das so ist, versucht er zu erklären. Für die Griechen war Eros ein Gott und die Sexualität wurde vergöttlicht. Dem musste das NT gegensteuern, denn christlich ist es, das Thema nicht zu vergöttlichen und nicht zu verteufeln. Dass sie dann im Gegensteuern den Sex verteufelt hat, ist eine der Tragödien des Christentums.

Wer sich mit dem antiken Mythos beschäftigt, wird dem nicht ganz zustimmen können, und zwar deshalb, weil die Götter im Mythos etwas ganz anderes waren als der Gott der Juden und Christen. Es mag stimmen, weil zur Zeit der Geburt des Christentums der Mythos längst in den Logos, sprich Philosophie, übergegangen und der ursprüngliche Mythos längst nicht mehr lebendig war. Im Mythos aber sind die Götter nicht mit dem Gott der Christen vergleichbar. Sie sind das Numinose an allem Sein, also gerade nicht getrennt vom Irdischen, nicht transzendent, sondern immanent. Die Götter sind unmittelbare Erfahrung des Menschen, und „Vergöttlichung“ wäre in diesem mythischen Denken gar nicht das, was Christen darunter verstehen.

Gott ist Eros

Später versuchte Origenes, Christentum und Griechentum zu verbinden. Gott ist gleich Eros, lautete seine „Formel“. Mystik ist die Tiefe des Seins im Ganzen. Mystik ist nichts Abgehobenes, sondern verbindet die äußersten Enden des Seins und des Lebens. Das christlich Wesentliche ist die Inkarnation, das Göttliche wird menschlich und das Menschliche dadurch göttlich. Dadurch ist die Mystik dem Mythos wieder viel näher, der Menschliches und Göttliches nicht trennt. Fuchs verweist auf die Hl. Teresa v. Avila und deren bekannteste Vision, die Durchbohrung ihres Herzens, die Bernini als erotische Verzückung dargestellte, und die Teresa selbst als Verquickung von ungeheurem Schmerz und überwältigender Zärtlichkeit beschreibt: „Es ist eine so zärtliche Liebkosung, die sich hier zwischen der Seele und Gott ereignet….“

Mystische Texte sind voller Erotik, und umgekehrt: Sex hat eine mystische Dimension. Und nur weil wir geschlechtliche Wesen sind, können wir Gott lieben. Gott selbst ist Eros und Begehren. So beschreibt auch Mechthild von Magdeburg die Beziehung von Gott und Seele in durch und durch erotischen Begriffen – und zwar von beiden Seiten. Wobei Eros, röm. Amor, nicht nur der Gott mit den berühmt-berüchtigten Pfeilen ist, sondern „amor“ heißt auch „ich werde geliebt“. So könnte man Descartes‘ „cogito ergo sum“ verlebendigen als „amor ergo sum“ – „Ich werde geliebt, also bin ich“. Denn entgegen aller esoterischen Sprüche ist die Selbstliebe nicht die Voraussetzung für die Liebe, sondern das Geliebt-Werden ist Voraussetzung für die Selbstliebe und Ich-Werdung. Eine isolierte Selbstliebe käme gar nicht aus sich heraus, während das Geliebt-Werden das Ich am Du erst zum Ich macht. Was eine durchaus erotische, sexuelle und mystische Dimension hat.

Sex und Kirche

Nichts Weltliches soll vergöttlicht werden, aber Gott ist in allem. Die Materie und das Körperliche ist der Ort des Geheimnisses, ist Symbol und Sakrament. Das wäre die Botschaft des Christentums. Das ist es aber, was die Amtskirche so grundlegend missverstanden und missbraucht hat. Materie und Sex sollte man nicht über-, aber auch nicht unterschätzen, so der Tenor des Vortrags im Haus am Dom in Frankfurt. Das forderte natürlich die üblichen Fragen aus dem Publikum heraus. Vor allem, wie dieses offene Reden über Sex mit der Lehre der Kirche zu vereinbaren sei, und ob er als Theologe da nicht in Schwierigkeiten gerate? Seine durchaus überraschende Antwort: Das alles steht voll und ganz in der Tradition des Kirche. Mystiker, so Fuchs, glauben nicht an die Kirche, sondern „mittels, dank und trotz der Christentums“. Die Kirche sei „ein Sauladen mit Goldschätzen“. Und auf die Frage, wie das mit Rom zu vereinbaren sei, zitiert Fuchs einen französischen Theologen: „Die Kurie ist doch nur eine Warze im Gesicht der Kirche.“ Kirche ist nicht die Kirche der Mitra, aber sie verwaltet Schätze, die wir ohne sie gar nicht hätten.

Mystik: Gottesnähe und Gottesferne

Aber wenn wir den Faden bei Teresa von Avila wieder aufnehmen: Sie erlebte auch die extreme Gottesferne und hat diese Nacht der Mystik als erste beschrieben. Da war nichts mehr, kein Glaube, keine Hoffnung, keine Liebe. Und so nebenbei: Dass man Mutter Teresa wegen ähnlicher Zustände so abwertet und von außen beurteilt, ist lächerlich. Das kann sogar eine Hochform der Mystik sein. Erst wenn man auch diese totale Negation lieben gelernt hat, diese Gottesferne und Fremde Gottes, die Innigkeit und Tiefe der Gottlosigkeit, wie es Teresa beschreibt, erst dann kann man von erwachsener Religion sprechen. Die kann und muss alles einbeziehen: alle Höhen und Tiefen, Gottesnähe und Gottesferne, Geistiges und Körperliches. Teilhard de Chardin sprach von der Amorisation der Materie.

Simone Weil schreibt 1996: „Mystikern vorzuwerfen, sie liebten Gott mit der Kraft der sexuellen Liebe, das ist so, als würde man einem Maler vorwerfen, Bilder mit Farben zu malen, die aus materiellen Substanzen bestehen. Wir haben nichts anderes, womit wir lieben können. Übrigens wäre es genauso möglich, einem Mann, der eine Frau liebt, denselben Vorwurf zu machen.“

 © RH

„Der lange Weg zu sich selbst“

Eugen Drewermann, der erst unlängst und zu Recht den Herman Hesse Preis verliehen bekam, hat in seinem neuesten Buch „Hermann Hesse. Der lange Weg zu sich selbst. Zur Sprengkraft eines literarischen Denkens“ dem Dichter ein würdiges Denkmal gesetzt.

Was Drewermann mit Hesse verbindet, ist ein lebenslanges Bemühen um einen Dialog der Kulturen und Religionen sowie der radikale und streitbare Lebensweg des Einzelnen. Dieser lange Weg zu sich selbst ist aber eine oft verzweifelte Verteidigung des Individuellen gegen das Normierte[1] – im Falle Hesses im Angesicht des Krieges, im Falle Drewermanns auch in der Auseinandersetzung mit der Amtskirche. Der Mensch auf dem Weg zur Individuation (ein Begriff der Analytischen Psychologie von C.G. Jung, dem Hesse auch persönlich begegnet ist) wird immer Anstoß bei Kollektiven erregen. Hesse bezeichnet das als „Tugend des Eigensinns“, des je eigenen Sinns.

Für den Dialog der Kulturen ist Hermann Hesse ein einsamer Höhepunkt. Sein „Siddharta“ ist der Roman gewordene Dialog der Kulturen, der – wie könnte es bei Hesse anders sein – in eine ganz individuelle und authentische „Lösung“ mündet. Die nicht nur Asketentum und Leben, sondern auch Ost und West, Individualität und Empathie verbindet. Viele Zitate von Hermann Hesse könnten auch von Eugen Drewermann sein. Wie etwa folgendes: „Wir müssen unser eigenes Leben leben, und das bedeutet etwas Neues und Eigenes, immer Schwieriges und auch immer Schönes für jeden Einzelnen. Es gibt keine Norm für das Leben, es stellt jedem eine andere und einmalige Aufgabe.“ (Das Zitat stammt aus einem Brief von Hermann Hesse).

Menschliche Konflikte

Hesses Charaktere sind meist von Gegensätzen geprägt, die zu einer Einheit streben – zumindest im Inneren der Protagonisten. So ist in „Narziss und Goldmund“ der Abt Narziss dem Denken verpflichtet (im wahrsten Sinne des Wortes), das aber „“ein beständiges Abstrahieren, ein Wegsehen vom Sinnlichen, ein Versuch am Bau einer rein geistigen Welt ist. Zu Goldmund, dem Gefühlsmenschen und Künstler, sagt er: „Du aber nimmst gerade das Unbeständigste und Sterblichste ans Herz und verkündest den Sinn der Welt gerade im Vergänglichen. Du siehst nicht davon weg, du gibst dich ihm hin, und durch deine Hingabe wird es zum Höchsten, zum Gleichnis des Ewigen.“ Goldmund lehrt seinem Lehrer, dass das pralle Leben über Abgründe, aber nicht in den Abgrund führt, dass dieses Leben nicht nur menschlicher, sondern auch mutiger und größer ist als sich Gott nähern zu wollen durch Abwendung von der Welt.

Dies ist aber der Konflikt in jedem Menschen, wovon auch der „Steppenwolf“ handelt, in dem es heißt: „Der Mensch ist ja keine feste und dauernde Gestaltung …., er ist vielmehr ein Versuch und Übergang, er ist nichts anderes als die schmale, gefährliche Brücke zwischen Natur und Geist.“ Nichts führt mehr in die Menschwerdung hinein als das Annehmen dieses Konflikts. Der Schauplatz dieses Ringens mit dem Engel ist der Mensch, und wie Drewermann schreibt, „ist Religion, so verstanden, der Austragungsort dieses Ringens um die Integration der Gegensätze in der eigenen Seele, um die Geburt des Selbst, um die Einheit mit sich selbst“.

Wie Hesse ist Drewermann Pazifist durch und durch, aber „Pazifismus ist keine Ideologie, er ist die einsame Entscheidung eines Einzelnen.“ Mit der Botschaft Christi ist kein Krieg zu machen, so Drewermann. Aber mit der Botschaft der Kirche konnte man Krieg gegen den damaligen Priester Drewermann machen und ihn letztlich ausgrenzen. Denn Drewermann stellt klar: „Nicht um den Aufbau einer Kirche ging es dem Mann aus Nazareth, wohl aber um die Herausführung der Menschen aus ihren Abhängigkeiten, Zwängen, Ängsten, Icheinschränkungen und Schuldgefühlen.“ Seine „Religion“ war eine heilende, daher ist das Evangelium psychotherapeutisch zu verstehen. Diese Religion kann nur individuell sein, weil es gilt, sich „von sämtlichen dieser Schablonen freizumachen“.

Das Individuelle gegen das Normierte verteidigen

Doch was ist daraus geworden? „Aus dem Tempel der Freiheit des Menschen ist eine zu Ende dogmatisierte, ritualisierte und konfessionalisierte Opferstätte des selbständigen Denkens und der persönlichen Entfaltung geworden, ein Ort des Aberglaubens, des Gewissenszwangs und der konfirmierten Kirchenkonformität.“ Drewermann ist mit dieser Ansicht nicht alleine. Schon Sören Kierkegaard hat die verfasste Kirchenfrömmigkeit als grotesken Verrat an der Botschaft Jesu bloßgestellt. Daher muss die Psychotherapie heute vieles leisten, was Aufgabe der Kirche gewesen wäre. Nichts ist dem Menschen so zugewandt wie die Seelenheilkunde von Freud und Jung, sagt Drewermann. „Sie fordert eine Wahrhaftigkeit gegen sich selbst, an die wir nicht gewöhnt sind.“

Dem Dichter wie dem Psychotherapeuten geht es um das uralte Thema von Anpassung und Selbstfindung. Zwischen beiden Haltungen ist einerseits eine Brücke zu finden, andererseits eine radikale Abwendung von totalitärer Konformität, die Anpassung bis zur Selbstaufgabe fordert und in Kriegen mündet. „Denn der Krieg braucht Massenpsychologie – der Einzelne aber, wenn er bewusst lebt, gehört einer anderen Welt an!“ Das stellt Hesse klar, ebenso dass es „gegen den Krieg nur eine einzige fundamentale Gegenkraft gibt: die Individuation des Einzelnen, die Entwöhnung des Menschen vom Sog der Masse, die Erziehung der Menschen zu Eigensinn und Eigenverantwortung“.

Drewermann zitiert Laotse: „Einen Sieg auf dem Schlachtfeld soll man begehen mit einer Trauerfeier.“ Und er fügt hinzu: „Wie lang ist das her, und wie beschämend weit sind wir noch davon entfernt!“ Wir hätten noch immer nichts begriffen von der Zusammengehörigkeit aller Menschen, jenseits der künstlichen Einteilung in „befreundete“ und „feindliche“, „verbündete“ und „gegnerische“ Völker. „Wie kann eine Politik dem Frieden dienlich sein wollen, die immer noch dem gröbsten Hordendenken der Steinzeit verhaftet ist?

Die Ambivalenz des Lebens

Hesse ist nicht nur der Dichter der menschlichen Gegensätze, sondern auch der Ambivalenz, bei der keine Moral je geholfen hat. In seiner Novelle „Klein und Wagner“ bekennt Hesse: „Auch ich schlage mich bald mit dem Mörder, mit dem Tier und Verbrecher in mir beständig herum, aber ebenso auch mit dem Moralisten, mit dem allzu früh zur Harmonie Gelangenwollen, mit der leichten Resignation, mit der Flucht in lauter Güte, Edelmut und Reinheit.“ Und Drewermann führt zur Moral aus: „Die vereinseitigte moralische Stellungnahme, die durch keinerlei konkrete Menschenkenntnis gereifte moralische Bewertung des Lebens, die starre Isolierung einzelner Verhaltensweisen aus dem Geflecht von Motivation und Situation zeigt sich nicht nur außerstande, dem Menschen wirklich zu helfen, sie ist selber am Ende die Quelle von vielerlei Arten der Unaufrichtigkeit und seelischen Erkrankung.“

Beiden kommt es einzig und allein auf das Verstehen an, Verstehen statt Urteilen und Verurteilen. Um anderen nahe zu kommen, muss man moralische Wertungen abbauen. Wer andere verstehen will, muss sich zuerst mit dem Dunklen in sich selbst beschäftigen und es annehmen. So bekennt Hesse, „ich musste neue Töne suchen, ich musste mich mit dem Unerlösten und Uralten in mir selber blutig herumschlagen – nicht um es auszurotten, sondern um es zu verstehen, um es zur Sprache zu bringen, denn ich glaube längst nicht mehr an Gutes und Böses, sondern glaube, dass alles gut ist, auch das, was wir Verbrechen, Schmutz und Grauen heißen…

Dazu erläutert Drewermann: „Wenn man dagegen zu begreifen beginnt, aus welchen Gründen ein Mensch etwas tut, wird bald schon klar, dass nicht die einzelne Handlung das Wichtige ist, entscheidend ist, was das einzelne Tun im Leben dieses Menschen bedeutet.“ Moral und Gesetz können da nichts ausrichten, wo es um den Menschen geht. Das mündet in der Erkenntnis, dass nur ein Mensch, der sich selbst gefunden hat, wirklich „gut“ zu sein vermag. Er hätte den Mut zur Wahrhaftigkeit gefunden, die aus der Bejahung auch des Unheimlichen im Menschen, aus der Integration der unbewussten, verdrängten Inhalte der Psyche kommt. Auch das muss man annehmen: „Das Leben ist sinnlos, grausam, dumm und dennoch prachtvoll.

Zukunftsfähige Religiosität

Damit sind wir aber schon in der Dimension der Religiösen – jenseits aller Dogmatik. „Erst dann, wenn man die ganze Scheußlichkeit oder Sinnlosigkeit der Natur in sich aufgenommen hat, kann man beginnen, sich dieser rohen Sinnlosigkeit gegenüber zu stellen und sie zu einem Sinn u zwingen. Es ist das Höchste, wozu der Mensch fähig ist, und es ist das Einzige, wozu er fähig ist. Alles andere macht das Vieh besser.“ Religion, wie sie Drewermann und Hesse verstehen, hat vor allem zwei Ziele: die Einheit der Menschen zu fördern, und die Herausbildung des Individuums zu ermöglichen. Beides hängt unmittelbar zusammen.

Konfessionen sah Hesse als „Karikaturen des Nationalismus“. Er bekannte sich zu einer Art mystischem Christentum neben einer mehr indisch-asiatischen Religiosität, „deren einziges Dogma der Gedanke der Einheit ist“. Einer solchen Religiosität spricht auch Drewermann Zukunftsfähigkeit zu: „universell und individuell zugleich, personenzentriert und kulturübergreifend, dogmatisch ungebunden, doch existenziell umso verbindlicher“.

Für viele wird dieses Buch Eigen Drewermanns über Hermann Hesse eine neue Sicht auf den Dichter durch die Augen des Psychotherapeuten gewähren, und nicht zuletzt – ganz im Sine beider – einen Blick in die eigenen Tiefen der Seele.


Eugen Drewermann: Hermann Hesse. Der lange Weg zu sich selbst. Zur Sprengkraft eines literarischen Denkers. Patmos Verlag 2019.

ISBN 978-3-8436-1196-1
EUR 20.00


[1] Eugen Drewermann: Das Individuelle gegen das Normierte verteidigen. Zwei Aufsätze zu Hermann Hesse. 1995. (Im vorliegenden Band wieder enthalten).

Anna Stangl – Die Welt der Anima

Primavera, 2019

Eine beeindruckende Ausstellung in der Galerie Gerersdorfer, Wien, die noch bis 5. Juni 2019 zu sehen ist. Zeichnungen, die sich dem Betrachter in ihrer „Einfachheit“ erst beim tieferen Hinsehen erschließen, dann aber in Meditation münden können. Der Begriff „Interkulturelle Psychologie“ wäre eine gute Beschreibung dessen, was die Bilder aussagen.

Anna Stangl ist eine Künstlerin, die sich nicht aufdrängt, aber mehr als andere und sehr zielbewusst einen Dialog mit dem Betrachter führt. Ihre Zeichnungen sind nur auf den ersten Blick klar und einfach; wenn man sich näher darauf einlässt, lassen sie eine Tiefe erahnen, die vieles andeutet und vieles offen lässt. Man ahnt, dass die Künstlerin etwas darstellen will, das man nicht darstellen kann, aber eine Annäherung erlaubt, die der Betrachter weiterführen kann, wenn er sich darauf einlässt. Ein sehr eindrucksvolles Porträt der Künstlerin findet sich auf der Facebook-Seite der Galerie Gerersdorfer.

Kunst und Psyche

Zeichnen ist für Anna Stangl Lebensbewältigung, es gibt ihr Struktur; Dinge werden durch das Zeichnen klarer, wie durch Nachdenken oder Schreiben. Die Motive entstehen meist nicht aus der bewussten Vorstellung heraus, sondern aus sich, von innen, aus dem Unbewussten heraus. Der Schlaf ist ein wichtiges Thema, „ein Zustand, wo man ganz bei sich ist, und auch ins Unbewusste geht. Der Schlaf ist mit Träumen verbunden, und Träume sind eine der besten Quellen für meine Arbeit.

Kindheit II

Kunst kommt von innen, bei Anna Stangl ganz bewusst. „Im Traum oder im Tagtraum kommen mir mehr Ideen als wenn ich versuche, konzentriert eine Idee zu finden. In diesem sehr gelösten Zustand kommt meistens etwas hoch, wo ich mir denke, ah jetzt verstehe ich plötzlich, jetzt erklärt sich was. Oder es sind auch oft Geheimnisse im Traum, die mich dann interessieren, und wo ich mir denke, woher kommt das, wie kommt man nur drauf? Den Tagtraum versuche ich manchmal schon bewusst herbeizuführen, indem ich mich in die Hängematte leg und so einen kleinen Tagtraum einliege in meinem Atelier.“ Man kann in ihren Zeichnungen erspüren dieses Eingebunden sein und trotzdem ganz bei sich sein.

Verständlich, dass das Zeichnen ein Prozess ist, der sich über Wochen hinziehen kann. Der Zeit und auch Pausen braucht. Jede Zeichnung quasi eine Geburt von etwas Neuem. Was dabei zum Vorschein kommt, sind sehr intime und persönliche Geschichten. „Oft werden auch starke Gefühle gezeigt, und die größte Gefahr ist für mich dann immer die Bedrohung der Peinlichkeit oder dass es zu sentimental wird, davor fürchte ich mich selber oft.“ Der Betrachter versteht und ist dankbar für diese Offenheit, die alles andere als peinlich oder sentimental ist.

Anima und der Dialog mit dem Männlichen

Die Künstlerin taucht in ihre Seelenwelt, in ihr Inneres, in die Welt der Weiblichkeit. Es ist ein Weg, der im Konkreten beginnt, der von außen nach innen führt. „Man geht wahrscheinlich immer vom eigenen Körper aus, weil ich den am besten kenne und verstehe.“ Zentrales Thema ist daher der weibliche Körper, insofern er etwas Seelisches ausdrückt.

Sie stellt die Haltungen oft nach und weiß dann ganz genau, wie man sich in dieser Stellung fühlt. „…und dann treff ich, wenn ich Glück hab, auch die Stimmung, die das Bild ausmacht.“ Die Haltungen sind wie Mudras im Yoga. Zum ersten Mal klingt Asiatisches an, wenn auch nicht vordergründig.

Anima, 2005

In Anna Stangls Zeichnungen dominiert das Weibliche. Sie stellt viel öfter Frauen dar als Männer, und im Video erzählt sie, dass Männer sich oft ein bisschen ausgeschlossen fühlen aus dieser Welt. Zu Unrecht, denn es ist die Welt der Anima (der Analytischen Psychologie von C.G: Jung), des Weiblichen im Mann. Die Seele ist gegengeschlechtlich, und Männer können in den Zeichnungen ihre eigene Seelenwelt, ihre Anima erkennen. Man kann durchaus sagen, dass die Künstlerin durch diese ihre weibliche Welt einen Dialog mit den Männern führt. Es ist mehr der liebliche Aspekt der Anima, nicht die tiefere Oktave, die es natürlich auch gibt. Insofern haben ihre Bilder sogar einen heilenden Effekt.

Schattenwelt

Das Weibliche in der Frau wie im Mann hat natürlich auch einen Schattenaspekt. Der drückt sich im zweiten großen Themenbereich, den Tieren aus. Wieder zeigt sich ein Doppelaspekt, das Animalische kann sanft oder bedrohlich sein. In Anna Stangls Bildern ist er selten bedrohlich, meist spielerisch. Die Schattenwelt ist integriert, eine Frucht des Zeichnens als Lebensbewältigung. So ist der Umgang mit Tiersymbolen auch meist harmonisch.

Amselflug, 2019

Wie selbstverständlich haben viele Bilder auch eine erotische Komponente. „Oft geht es da nur um eine Sehnsucht und eine Vorstellung. Das ist einfach eine schöne Seite des Lebens. … Es passiert von selbst, dass das immer wieder auch in den Bildern ein bisschen vorkommt.“ Da geht es dann um Zweisamkeit und Harmonie der Geschlechter, nicht um Macht, sondern um Ergänzung. Selbst das Animalische ist schon vermenschlicht. Auch die Tiere sind damit Teil dieser Bildersprache der Beziehung. Sie sind eigentlich Menschen. „Aber oft ist es einfacher, weil es dann mehr offen lässt, eine Beziehung mit einem Tier und einem Menschen darzustellen.“ 

Rote Fäden, 2004
Der Gute, 2015

Früher waren es oft Pferde, heute mehr Vögel, Hasen, Bären und Füchse. Wie Märchenfiguren, die verschiedene Eigenschaften darstellen. „Ich hab auch eine Zeit in Japan gelebt. Dort hat der Fuchs eine große Bedeutung…. Der haust im Wald und frisst die Kinder und die Frauen, aber er ist auch ein Schutzgeist. Das hat mir gut gefallen.“

Interkulturelles

Womit wir von der Psychologie her direkt beim Interkulturellen gelandet wären. Wie erwähnt, sind es keine asiatischen Motive, die sich in dem Vordergrund drängen würden. Die Biografie der Künstlerin ist durchzogen von Reisen in allen Kontinenten. Dabei wäre es einfacher aufzuzählen, wo sie nicht war. Ihre Kunst atmet eine globale Perspektive, nimmt „Fremdes“ auf, assimiliert es und prägt den immer eigenständigen Stil. Die Ambivalenz oder Komplementarität (Yin/Yang) ist allgegenwärtig. Das Männliche im Weiblichen (und umgekehrt), das Sanfte und Bedrohliche im Animalischen, das Eingebunden-Sein im Geflecht eines großen Ganzen. Man darf vermuten, dass die Künstlerin in vielen Welt- und Menschenbildern zuhause ist.

Heimat und inneres Kind

Dr. Margit Zuckriegl wies bei der Eröffnung der Ausstellung in der Galerie Gerersdorfer darauf hin, dass die Frauen in Anna Stangls Zeichnungen kein Alter haben, zeitlos sind. Im Porträt-Video erklärt die Künstlerin, dass sie sich schon als Kind stundenlang mit irgendwelchem kleinen Zeug beschäftigt habe. „Das war für mich der Inbegriff von Glücklich Sein. Das wollte ich eigentlich nie aufgeben. … Das war immer mein großer Wunsch, dass das so weitergeht. Mit großer Zähigkeit gelingt es dann auch, das zu verwirklichen. Was Besseres kann gar nicht sein.

Dschungel, 2028

So atmen auch ihre Zeichnungen dieses Glücklich-Sein des inneren Kindes, das sich die Künstlerin im Erwachsen-Werden und Erwachsen-Sein eindeutig bewahrt hat. Es war sicher ein langer Prozess, der sie durch viele Länder und viele innere Stationen dahin geführt hat, wo sie jetzt ist. Das Ergebnis ist eine fühlbare Harmonie von innen und außen, was sie in einem sehr schönen Satz ausdrückt: „Es gibt so eine ganz starke Sehnsucht nach Schönheit und Harmonie bei mir, was auch eine Gefahr ist, das weiß ich schon, aber es fließen dann manchmal irritierende Elemente von selber rein. Und das ist auch gut so. Irgendein schwarzer Kopf oder sonst was. Aber es gibt diese starke Sehnsucht nach der Schönheit und der Perfektion.“

ruminant touch, 2003

Das taoistische Motiv der Monade, des dunklen Punktes im Hellen und umgekehrt, was zusammen erst so etwas wie die Harmonie ergibt. So irritieren die irritierenden Momente auch nicht, sondern sie gehören zum harmonischen Ganzen dazu.

© R. Harsieber

Anna Stangl
Die Vögel, 2017
Behütet, 2018
Verbunden, 2000
Test of Courage, 2005
Pflanze zärtlich, 2008

Mein Wunsch ans Universum

Mein Wunsch ans Universum wäre: Versteck dich doch nicht so verschämt hinter der äußeren Fassade, auch wenn das Dahinter noch so schwer zu verstehen ist!

Ich find es immer so lieb, wenn heute so verschämt vom „Universum“ die Rede ist. Es ist etwas ganz anderes gemeint, über das man aber heute nicht mehr reden darf, weil es zum Tabu geworden ist. Es zeigt nämlich nur, dass man den Menschen nicht seines Wesens berauben kann. Das ist, als würde man abgelutschte Kerne vergraben, um sie los zu werden, und im nächsten Frühling treiben sie fröhlich aus.

Was meine ich damit?

Nicht erst seit den Missbrauchsskandalen ist die Kirche unglaubwürdig geworden, hat die Deutungshoheit über Gott und die Welt – und vergessen wir nicht den Menschen, um den es in erster Linie geht – verloren. Das hat inner- und außerkirchliche Gründe und ist vor allem zeitbedingt. Wie die Kirche damit zurechtkommt, ist ihre Sache. Wie wir damit zurechtkommen, ist unsere Sache.

Tatsache ist:

Das Wort „Gott“ ist so abgenudelt, dass es kaum noch zu gebrauchen ist.

Das liegt allerdings zum größeren Teil an der Kirche, die uns im Laufe ihrer 2000-jährigen Geschichte mit falschen Gottesbildern nur so bombardiert hat. Im 2. Vatikanischen Konzil hat sie es sogar selbst ganz zaghaft zugegeben. Sie hat „Gott“ immer am biblischen „Du sollst dir kein Bild machen“ vorbeigeschummelt. Und so etwas scheint sich auch „Gott“ auf Dauer nicht gefallen zu lassen.

Fazit ist jedenfalls:

Wir müssen uns was Neues einfallen lassen, um das Alte wieder zu verstehen.

Nachdem die Aufklärung so manchen Aberglauben und eben auch diese fiesen Götterbilder hinweggefegt, den Weg für die Naturwissenschaft freigemacht, aber das Weltbild auf Schrebergartenniveau reduziert hat – es hat eben alles in der Welt (mindestens) zwei Seiten – ist der Weg der Kirche natürlich nicht mehr glaubwürdig. (Nicht, dass es nicht auch großartige Priester gibt, aber die haben wenig oder nichts zu reden). Von „Gott“ zu reden lockt niemand mehr hinter dem Ofen hervor, ganz im Gegenteil. Die Kirche, die so lange den Anti-Christ beschworen hat, ist selbst zum Anti-Mephisto geworden: Mephisto, den Goethe so treffend beschrieben hat als den „Geist, der stets verneint, der stets das Böse will und stets das Gute schafft“, während die Kirche zunehmend zum Gegenbild erstarrt: zum Geist, der stets das Gute will und damit stets mehr Ablehnung schafft.

Wir brauchen etwas Neues, damit das Alte nicht verloren geht.

Der Kirche laufen ihre Schäfchen in Herden davon. Was man sogar biblisch als neue Phase sehen kann. Es wiederholt sich ja nur die Geschichte. Jesus kam zunächst „nur für das Haus Israel“, aber schon immer spielte sich Wesentliches außerhalb ab. Etwa Heilungen oder das Gespräch mit der Frau am Brunnen oder die Sache mit dem barmherzigen Samariter. Schon im Kern des Evangeliums kommt vieles von außerhalb.

Die Haltung vieler der flüchtenden Schäfchen ist: Die Kirche sagt mir nichts (mehr), aber ich bin ein spiritueller Mensch. Was auch naheliegend ist: Es würde sonst dem Menschen auch etwas zutiefst Menschliches fehlen. Damit verbunden ist, dass das Wort „Gott“ verpönt ist. Mit einem so missbrauchten und abgenudelten Begriff ist auch kaum mehr zu arbeiten. In den 1960er Jahren begannen sich die Menschen, die sich von der Kirche abwendeten, asiatischen Kulturen zuzuwenden. Eine Welle des Buddhismus folgte auf eine Yogawelle. Beides ist inzwischen so verflacht, dass es kaum wiederzuerkennen ist. Yoga wurde zur zirkusreifen Gymnastik, der Buddhismus reduzierte sich auf ein paar unverstandene Phrasen. Aus dem mehr als abgestandenen Wasser sollte etwas Neues entstehen.

So wird statt „Gott“ heute immer öfter das „Universum“ beschworen.

Da wird es naiv mit „Wünschen an das Universum“ bombardiert, was um nicht besser ist als die „Volksfrömmigkeit“ des Mittelalters. Früher wurde „Gott“ mit Wünschen traktiert, heute das Universum. Wo, bitte, ist da der Fortschritt? Es ist ja wirklich lieb, wie jetzt alles, was man früher „Gott“ in die Schuhe geschoben hat, nun dem „Universum“ aufgebürdet wird. Und der Gipfel der Naivität: Man erwartet Antworten vom „Universum“!

Also entweder ist das Universum das, was es in der Kosmologie ist, eine gigantische Ansammlung von Sternen, Galaxien, dunkler Materie und dunkler Energie – dann wird es keine Antworten geben und kaum Wünsche erfüllen können. Oder wir sprechen aus, was heute zum Tabu geworden ist, nämlich dass es auch da so etwas wie Bewusstsein gibt – und dann sind wir wieder da, wo wir schon immer waren. Denn früher hat man das als „Gott“ bezeichnet. Eine Metapher für ein unbegreifliches „Alles und mehr“.

Kein Bewusstsein ohne Materie – keine Materie ohne Bewusstsein

Szientisten behaupten heute, es gibt kein Bewusstsein ohne Materie. Womit sie ja Recht haben. Aber das ist eben nur die eine Seite der Medaille. Was, wenn es auch keine Materie ohne Bewusstsein gäbe? Und genau darauf zielt das hilflose Sprechen vom „Universum“ eigentlich ab. Nur sagt das niemand dazu. Diese beiden Auffassungen sind wie Teilchen und Welle in der Physik komplementär, also zwei Seiten einer Medaille, die zwar gegensätzlich sind, aber nur zusammen die Wirklichkeit ergeben können. Komplementarität ist einer der wichtigsten Konsequenzen der Quantentheorie. Es ist die Absage an das aristotelische Entweder-Oder. Und auch die Absage an ein bloß dingliches Universum.

Wenn wir das kindische „Wünschen ans Universum“ beiseitelassen, das eines modernen Menschen wirklich unwürdig ist, dann sind wir beim Universum als lebendem Organismus. Und dann ist der verschämte Ausdruck „Universum“ so als würde ein Mensch auf uns zukommen, und wir rufen aus: Oh, da kommt ein Mantel! Statt einen unverstandenen „Gott“ beten wir jetzt eine ebenso unverstandene Materie an? Das kann es nicht sein, und das ist auch nicht gemeint.

Auf die seit Jahrtausenden widerstreitenden Weltbilder angewendet heißt das: Wir können die Welt (und den Menschen) nicht bloß entweder als statisches Sein oder dynamisches Werden beschreiben. Weder ein naturwissenschaftliches, noch ein spirituelles Weltbild reichen dazu aus, sondern wir brauchen immer beides. Solche wesentlichen Gegensätze sind nicht dazu da, einander auszuschließen, sondern einander zu ergänzen.

Das Universum wird erst dann Antwort geben können, wenn es ein lebendiges Universum ist. Das meint das indische „Sat-Chit-Ananda“ (Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit) wie auch das christliche trinitarische „Sein-Bewusstsein-Liebe“ (Joseph Ratzinger). Ost und West sind nämlich genauso komplementär wie Yin und Yang, Teilchen und Welle, männlich und weiblich, Außenwelt und Innenwelt, Physik und Psychologie oder Naturwissenschaft und Religion.